Es passiert zuweilen, dass besondere Ereignisse aus einem kleinen Ort eine Stätte machen, die sich in das kollektive Gedächtnis einprägt: Dies ist der Fall bei der kleinen Anhöhe von Canne in Barletta, das in Angedenken an die große Schlacht zwischen Römern und Karthagern unter der Führung des mythischen Helden Hannibal, als Schlacht von Cannae (216 v. Chr.) in die Geschichte eingegangen ist.
Vom Hügel, der die natürliche Szenerie der berühmten Schlacht dominiert, überragt Canne mit seiner Zitadelle, wo sich im Antiquarium kulturelle Funde aus der Zeit von 4.000 v. Chr. bis 1.700 n. Chr. ansammeln, den gesamten Horizont bis zum Gargano. Der Spaziergang kann zu den nahen Ausgrabungen von San Mercurio mit den Resten eines imposanten römischen Hauses aus der Kaiserzeit oder zu dem nahen Menhir verlängert werden, der an den Mythos von Diomedes erinnert.
Dem selben homerischen Helden, Diomedes, ist nach der Legende die Gründung des nahen Canosa zu verdanken, wo aristokratische Hypogäen und außergewöhnliche Keramikfunde aus der Zeit der Daunier, römische Ruinen, Mosaike und Basiliken zu finden sind.
Canosa ist durch die kleine Bahn Barletta-Spinazzola, die durch die eindrucksvollen archäologischen Schätze Apuliens fährt und ein wahres reisendes Museum ist, direkt mit Canne verbunden.
In Canosa, einer bedeutenden Station auf der Via Traiana, sind noch die Denkmäler aus der Kaiserzeit erhalten wie der Arco Onorario, die Nekropolis von Ponte della Lama und die Brücke über den Ofanto, ein fixer Punkt für die Pfade der Transhumanz, von dem aus einer der ältesten apulischen Triften abgeht. Wertvoll sind die Grabbeigaben der Tomba Varrese, die in dem aus dem 19. Jahrhundert stammenden Palazzo Sinesi untergebracht sind. Nennenswert sind wegen ihrer Originalität plastische und vielfarbige Vasen, apulische Keramik mit roten Bildern, goldene Keramiken, Alabastergegenstände und eine prächtige anatomische Bronzekutsche.
Canosa hinter sich lassend, geht der Weg mit häufigen Serpentinen, langsam ansteigend zwischen Olivenbäumen und Weinstöcken weiter, bis sich dem Blick die Terrasse der Murge öffnet, auf der sich das malerische Minervino erhebt. An diesem Ort, an dem die Steine Monumente sind und der Duft des Grases die frische Luft erfüllt, kann der Reisende in eine der vielen Gaststätten mit ihren festlich geschmückten Tischen einkehren, um sich dann auf den Weg nach Spinazzola zu machen. Doch zuvor verdient das Archäologische Museum und seine ständige Ausstellung mit dem Titel „Quando l‘Ofanto era color dell‘Ambra“ (Als der Fluss Ofanto bernsteinfarbend war) einen Besuch. Eine der Abteilungen, die reichste und die wertvollste, zeigt die Leichausstattung eines daunischen Kriegers (Ende 4. Jh. v. Chr.) und die Rekonstruktion im Maßstab 1:1 seines Grabes mit den kleinen Grotten.
Der „kleine Archäologiezug“ fährt erneut los zu neuen Zielen und kommt nach Spinazzola, der Stadt die als Geburtsort Innozenz XII, Papst der Römisch-Katholischen Kirche (1691) bekannt ist. Sie entstand im 3. Jahrhundert in der Nähe der Statio Romana „AD Pinum“ auf der Via Appia und hat einen großen Teil der Geschichte der größten Gemeinden in der Umgebung miterlebt. Der Geschichte nach soll hierher auch Manfred, der Sohn Friedrich II. gekommen sein, um der schönen Helene von Epirus das Brautkleid zu schenken.
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